Wie erwartet und erhofft, wird es ein längerer Aufenthalt in Tarifa. Abhängig von Lust und Laune und Wind und Wetter, pendeln wir zwischen verschiedenen Plätzen an den Stränden und der Stadt hin und her. Am besten gefällt es uns am nordwestlichen Ende der Bucht, zu Füßen der großen Düne an der Playa de Valdevaqueros, 12 Kilometer vom Zentrum entfernt.
Hier gibt’s einen versandeten Parkplatz direkt am Strand, wo sich kleine und größere Wohnautos mit ihren Bewohnern versammeln. Eine sehr entspannte Stimmung hier, wie fast überall in Tarifa und Umgebung. Wir lassen uns natürlich gerne anstecken und ignorieren, wie alle anderen auch, die eindeutigen Verbotsschilder …
… und zeigen, da auch die Staatsmacht, die regelmäßig vor unserer Tür vorbei patrouilliert, zu dieser Jahreszeit offensichtlich keinen Handlungsbedarf sieht, eindeutiges „Campingverhalten“:
Die herrliche Umgebung lädt natürlich zum Wandern ein. Die Kombination Landschaft-Meer-Himmel ist ein Traum.
Ein Teil des kilometerlangen Strandes von Tarifa trägt unter Surfern seit Jahrzehnten den Namen „Landebahn“. Rührt der Name daher, daß auf 1,5 Kilometern Länge hinter dem Strand ein schnurgerader breiter Feldweg verläuft, der an eine ebensolche erinnert? Nix genaues weiß ich nicht. Nur, daß es sich hier sehr schön direkt am Strand parken lässt. „Illegal“ und umsonst – wie immer.
Wir sind für ein paar Tage hierher umgezogen, weil Susanne mich motiviert hat (Danke, Liebste!), das Kitesurfen wieder anzufangen und nicht weiter Passivsportler zu bleiben. Also habe ich mir ein paar Unterrichtsstunden gebucht. Und dieser Strandabschnitt ist das Klassenzimmer.
Keine Ahnung, wie viele Liter Atlantikwasser ich geschluckt habe und wo plötzlich all die Muskeln herkommen, in denen sich der Kater breit macht. Aber es hat riesig Spaß gemacht. Salz auf der Zunge und Neoprengeruch in der Nase – das hat mir gefehlt. Und: Koko und Heron, meine Lehrer vom Alex Pastor Kiteclub (netter Laden mit sympathischem Chef), haben einen sehr guten Job gemacht. Ich bin wieder „angefixt“.
Zurück zum Alltag, der zum Beispiel daraus bestehen kann, morgens den Rindern bei ihrem Marsch über den Strand zuzuschauen …
… oder, wie das Rindvieh, sich um seine Grundbedürfnisse und die Folgen zu kümmern. Ab und zu fahren wir in die Stadt und versorgen uns mit Lebensmitteln, Gas und Wasser. Eine Tankstelle bietet Versorgung mit 140 Litern Trinkwasser und Entsorgung des Untrinkbaren für drei Euro, ein bekannter Discounter ist seit Monaten auf der iberischen Halbinsel unser Lieferant für Grundnahrungsmittel.
Passend zum Thema Discounter – und da ich ja häufig schreibe, was dies und das kostet (oder nicht) -, ziehe ich gerade mal ein aktuelles finanzielles Zwischenfazit. Unsere Lebenshaltungskosten haben einen neuen Tiefpunkt erreicht. Seit Jahresbeginn haben wir ganze vier Euro fürs Übernachten (bei Gibraltar) ausgegeben und eine halbe Tankfüllung verfahren. Abgesehen von Steuern, Krankenkassenbeiträgen, Unterhaltszahlungen und den wenigen notwendigen Versicherungen, leben wir zu zweit (!) von weniger als 100 Euro pro Woche. Ein gutes Gefühl. Und eine Rechenaufgabe: wie lange könnten wir uns diesen Blick aus unserer Haustür (noch) „leisten“?